Aarhus, Tag 2

Als erstes mussten wir heute Sonntag einen maroden Landstromstecker russisch flicken. Wie das geht? Ein bisschen rütteln daran, mit dem Fuss nachhelfen oder fluchen und gewaltsam murksen. Jedenfalls hat es funktioniert. Ohne fluchen. Jetzt haben wir wieder Strom. Am Sonntag finden wir leider nirgends einen neuen Stecker.

Das Schiff ist nicht so gut in Schuss wie die Yachten von Jim Søferie in Kerteminde. Der Kühlschrankdeckel schliesst auch nicht gut, es braucht grosse Kraft, ihn wieder zu öffnen. Philipp hat heute die Schrauben gelockert, so geht es auch. Wir denken jeweils, es ist ja nicht unser Schiff. Das denkt wohl jeder, der die Yacht segelt, darum ist sie so schlecht gepflegt.

In der Stadt fand ich dafür drei Bücher. Damit bin ich selig und zufrieden. Am leichtesten lerne ich Fremdsprachen, wenn ich die Bücher, die ich auf deutsch gut kenne, in der neuen Sprache lese. Der Wortschatz bleibt so automatisch in den Hirnwindungen kleben, so hoffe ich.

Die Hauptattraktion war heute der Besuch von Gamle By, der alten Stadt. Es ist wie Ballenberg, aber auf kleinerem Raum. Wir laatschten den ganzen Weg hin und später wieder zurück zum Schiff. Ich war wieder mal hin und weg von den alten Bauten, dem Handwerk und den alten Küchen.

So könnte ich mir mein Leben auch vorstellen. Wenn man jedoch mal die Romantik weglässt, bleibt viel Mühsal übrig. Das ist mir bewusst. Trotzdem, die schönen Bilder spitze ich mal auf den Blog.

Von so einem Cheminée träume ich noch. Hat aber wenig mit Minergie zu tun, leider.

Ab und zu muss man sich hinsetzen und Pause machen. Wie gestern im Museum, als ich auf meinen kunstbetrachtenden Kumpan warten musste.

Dann ging es wieder weiter. Die bleigefassten Scheiben gefielen mir gut.

Um 16.00 Uhr waren wir zurück auf dem Schiff und genossen noch einen ruhigen Abend.

Während ich auf dem Vorschiff etwas spielte und sang,

kam der kleine aggressive Kampfhund des Nachbarschiffs aufs Vordeck.

Vor lauter Zuhören wurde er ganz friedlich. Ich gab meine ganze beruhigende Energie in die Wiegenlieder, die ich ihm sang. Kurz bevor er einschlief, kam sein Meister von der Dusche zurück und das Theater mit Bellen und Knurren gegen mich begann von Neuem.

Der Regen setzte gegen 18.00 Uhr ein, somit gab es Apéro im Schiff drin und das Abendessen kochten wir auch hier. Gemütlich, geborgen, Ferien geniessend, verbrachten wir einen friedlichen Abend.

Später entdeckte ich, dass meine Chornoten unter einem undichten Fenster nass geworden sind. Bachnass.

6 Antworten

  1. Ulrich Jutzi sagt:

    Nebst all den schönen Pics… Du spielst Gitarre, Marianne?!? 🙏👍🙏 gibt gleich 100 Punkte von mir auf Dein friend-ship-Konto 😛

  2. Sabine sagt:

    Marianne kann alles, gewöhnt euch dran. Der Kampfhund ist ein Bullterrier, die sind friedlich. («Das heter itz no nie gmacht» und «är wott nume spile») Aber ehrlich.

    • Marianne sagt:

      Also ja, sehr friedlich war der nicht. Gegen andere Hunde sei er ein echtes Problem, laut Halterin. Und gegenüber Fremden wolle er halt seine Herrschaft verteidigen.
      Ich hatte ihn aber schon ziemlich eingelullt, als er sich seines Auftrages erinnerte und plötzlich seinen Herrn verteidigte.

  3. Barbara Boss sagt:

    Hallo ihr Lieben
    Ich möchte es nicht unterlassen, euch ganz herzlich zu eurem Hochzeitstag zu gratulieren. Toll, wenn man immer noch fan ist vom andern!
    Die Bilder sind toll. Ich habe auch so romantische Vorstellungen, wenn ich so alte Herde sehe. Kann man wohl, wenn man nicht mehr darauf kochen musste.
    Wie geht es Entlein? Geniesst sie die Ferien? Beim Augenaufschlag dieses Winzlings könnte ich auch nicht widerstehen.
    Herzlich Barbara

    • Marianne sagt:

      Hoi liebi, der Ente geht es gut, danke. Heute hat sie einen schweren Kopf nach der Sankt Hans-Feier gestern. Ich lasse sie mal in Ruhe.
      Und wegen der Kochherde: Es ist wahrscheinlich einfacher, darauf zu kochen als in einer winzigen Schiffskombüse. Hier hat es «Pfannen» mit abgebrochenen Stielen und keinen Platz zum Stauen und Arbeiten. Ein Schneidbrett haben wir unterwegs gekauft. Mit dem Rest improvisiere ich. Gabi hat es klüger gemacht die letzten beiden Törns: Sie hat Unverzichtbares mitgebracht. Wir haben nur einen Rüster und einen scharfen Schnitzer dabei. Damit kommen wir aber schon ziemlich weit. Und wahre Kunst zeigt sich in der Reduktion, oder? 😉

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